Haltung und Handlung
22.03.2023 | Speakers Corner
Altkanzler Helmut Kohl hat einmal gesagt… du kannst in Deutschland nicht gegen die Bild Zeitung regieren.
Er hat es dann zeitweise mit ignorieren versucht, aber letztlich doch eingesehen, dass nicht nur in Wahlkampfzeiten eine auflagenstarke Zeitung wie die Bild eben die sprichwörtliche vierte Gewalt in einer Demokratie ist. Womit wir beim Thema sind: die Rolle der Medien in einer Demokratie. Zuletzt hat bekanntermaßen Trump aus seinem Widerwillen gegen die sogenannte Mediendemokratie keinen Hehl gemacht; warum denn Journalist:innen Rede und Antwort stehen, wenn man lieber nur die eigene Sicht unter das Volk bringen möchte. Und nun Elon Musk, dessen Twitter Pressestelle lt. Spiegel auf Presseanfragen an das Unternehmen jetzt mit Kackhaufen-Emojis reagiert.
Man könnte meinen, es handle sich um einen Aprilscherz, aber so richtig lachen will man eigentlich nicht und als PR Agentur schon zweimal nicht. Wir unterstützen Pressestellen in ihrer Tätigkeit als Seismograph und Megaphon für die öffentliche Debatte dabei, Transparenz aufzubauen, Medienanfragen schnell und gründlich zu beantworten und selbst relevante Informationen für die Öffentlichkeit oder einzelne Stakeholder zu teilen. Das Edelmann Trustbarometer 2023 hat gezeigt, dass die Bevölkerung gerade von der Wirtschaft immer mehr Haltung erwartet, ethisch und kompetent zu handeln. Diesen komparativen Vorteil gegenüber einer Vertrauenserosion in der Politik sollte die Wirtschaft nutzen, um Debatten mit Informationen zu stützen und „eine Kraft der Mäßigung und der Konsensbildung sein. Sie spielt eine wichtige Rolle im Informationsökosystem und muss eine Quelle zuverlässiger Informationen sein. Das heißt, dass Unternehmen den zivilen Diskurs fördern und mit Nachdruck gegen falsche Informationsquellen eintreten müssen.“
Hierzu braucht es in Pressestellen und an der Unternehmensspitze Menschen mit Prinzipien für Haltung und Handlung, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und die Gepflogenheiten des Miteinanders verstehen und respektieren. Gesellschaftliche Spalter hingegen, die Pressesprecher:innen durch automatisiert versendete Kackhaufen-Emojis ersetzen, offenbaren ein Demokratieverständnis, welches sich nicht mehr wesentlich von dem diktatorischer Systeme unterscheidet. Diese, um im Bilde zu bleiben, Flatulenzen spielen dann auch nur der Agitation ohnehin schon brauner Zeitgenossen in die Hände. Gerade Twitter hätte Besseres verdient.
Titelbild: © PR-Journal