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Quantentechnologie – erste kommerzielle Anwendungen im Praxischeck

23.07.2018 | KnowledgeAffairs

Bei der Fachkonferenz „Quantum Technology“ des MÜNCHNER KREIS am 05.07. diskutierten 170 internationale Experten den Stand der Forschung und die Potentiale der Nutzung.

Für Quantentechnologie-Neulinge: Letztendlich „dreht sich alles“ um Qubits, faszinierende Zweizustands-Quantensysteme, die eine wichtige Grundlage quantentechnologischer Anwendungen darstellen. Ein Qubit ist nicht hier oder dort – es ist an beiden Orten oder an keinem – wie die berühmte Katze des Forschers Schrödinger, von der man nicht weiß, ob sie tot oder lebendig ist – glücklicherweise nur als theoretisches Gedankenmodell. In der Praxis kann die Quantentechnologie aber die bisherige binäre 0/1 Grundlage der Computertechnologie revolutionieren.

Was sich zunächst also eher nach Science-Fiction anhört, ist laut Prof. Dr. Helmut Krcmar, dem wissenschaftliche Leiter der Konferenz, „keine Kuriosität, die in den Köpfen von IT-Visionären herumgeistert. Quantentechnologie ist Realität und birgt enormes wirtschaftliches Potenzial.“ Das Potenzial belegen immer neue Geschwindigkeitsrekorde von Quantenrechnern, zwar noch in den Laboren, aber deren Türen sind aktuell nicht mehr verschlossen sondern nur noch angelehnt. Im Gegensatz zur „Superposition“ von Quantenteilchen (> Wahrscheinlichkeiten statt Determiniertheit) befand sich das HeadlineAffairs Team zur Koordination der Pressearbeit definitiv nur an einem (Veranstaltungs) Ort, und zwar im IBM Watson IoT Center in den Highlight Towers hoch über den Dächern Münchens.

Konkrete Anwendungen in den Bereichen Medizin, Chemie, Automotive, künstliche Intelligenz und Kryptographie würden durch Quantenrechner einen großen Sprung nach vorne machen, kamen die Konferenzteilnehmer überein. Die schnelle Durchforstung von Datenbanken oder die Simulation von Molekülen in der Chemieindustrie wären mit den Superrechnern ein Kinderspiel.

Blick aus dem Publikum nach Vorne, Prof. Dr. Helmut Krcmar zeigt auf einen Bildschirm auf dem "Schrödingers Cat" steht.Die Tatsache, dass staatliche Investitionen – im Vergleich zu Wirtschaft und Industrie – aktuell eher zögerlich stattfinden, zeigt welche unterschiedlichen Positionen die Zukunftstechnologie auf der Agenda der beteiligten Akteure einnimmt. Während die Europäer in der Grundlagenforschung führen, sind unter anderem die USA und China bei der Realisierung von Produkten mittels Quantentechnologie einen großen Schritt voraus

Bis es letztendlich soweit ist, dass universelle Quantencomputer PCs ersetzen, vergehen laut Experten noch mindestens 20 Jahre - Experten von IBM, Intel und Google berichteten, dass sie zunächst die hohe Fehleranfälligkeit der Supertechnologie in den Griff bekommen müssen. Erste Anwendungen könnten dann beispielsweise Hybridlösungen aus klassischen binären Rechnern mit „zuschaltbarem Quantenturbo“ sein.

Jedenfalls ist ein Quantensprung im atomaren Bereich entgegen der umgangssprachlichen Erkenntnis eigentlich winzig klein, und erst die „Nutzung“ würde ihn zu etwas Großem machen. Seine Daseinsberechtigung wird da schnell zur pseudo-philosophischen Frage. Sachlich fundiert hingegen der Bericht zur Veranstaltung im Deutschlandfunk: „Der Hype um die Quantencomputer“.


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